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Ruhrkampf – Gruppe Revolutionärer Künstler / Jürgen Kramer:“Nicht vergessen, Künstler! Es gibt nur zwei Arten der Kunst!“ (1972)Materialien zur Analyse von OppositionVon Dietmar Kesten, Gelsenkirchen, 26.9.2020

Im Mai/Juni 1973 erscheint eine „Pressemitteilung der Gruppe Revolutionärer Künstler – Ruhrkampf“. Darin heißt es: „Die GRUPPE REVOLUTIONÄRER KÜNSTLER – RUHRKAMPF besteht seit August 1972. Die Künstler und Kulturschaffenden, die sich in dieser Gruppe zusammengeschlossen haben, stellen ihre Arbeit in den Dienst des Volkes. Sie kämpfen gegen Ausbeutung und Unterdrückung durch Imperialismus und Sozialimperialismus, gegen jede politische und kulturelle Reaktion im solidarischen Kampf der Arbeiterklasse und des gesamten Volkes für die soziale Befreiung und die sozialistische Gesellschaft. Im Sommer 1972 wurde eine Agitpropschrift der Gruppe veröffentlicht. Seit Mai 1973 erscheint etwa alle zwei Monate ein Bulletin der GRUPPE REVOLUTIONÄRER KÜNSTLER – RUHRKAMPF“, dessen Nullnummer die vorläufige Plattform und das Arbeitsprogramm enthält.“

Bei der Schrift „Nicht vergessen, Künstler! Es gibt nur zwei Arten der Kunst!“ handelt es sich laut Null-Nummer des „Ruhrkampf“ (Mai 1973) um die in der Einleitung erwähnte „Agitpropschrift“. Vorliegendes Papier datiert allerdings zu einem späteren Zeitpunkt, vermutlich aus dem Oktober 1972. Möglicherweise handelt es sich hierbei um eine 2. Auflage. Für die Ausgabe ist Jürgen Kramer (Gelsenkirchen) presserechtlich verantwortlich.
Auszug aus der Datenbank „Materialien zur Analyse von Opposition“ (MAO)

Oktober 1972:
Vermutlich im Oktober erscheint von „Ruhrkampf – Gruppe Revolutionärer Künstler“ das Papier: „Nicht vergessen, Künstler! Es gibt nur zwei Arten der Kunst!“
Artikel darin sind:
– „Aufruf an die Künstler“
– „Für eine revolutionäre Kunst-Für ein revolutionäres Studium“
– „Kunst & Gesellschaft (Allgemeine Produktion, Distribution, Konsumtion)“
– „Die Notwendigkeit des Kommunismus“
– „Arbeitsbibliographie“
– „Historische Entwicklungsstufen der menschlichen Gesellschaft bis zum Kapitalismus“
– „Parabel vom Wasserbecken“



Im „Aufruf an die Künstler“ heißt es u. a.: „Der herrschenden Klasse, der bourgeoisen Minderheit und ihrer faulenden Kulturgesellschaft ist der ‚freie‘ Künstler bloß Werkzeug, bloß Handlanger, Hilfsarbeiter, Ausgebeuteter! Als Sitzkissen der Kapitalistenklasse- die nicht das geringste Interesse hat, an der Beschaffung und Garantie der lebensnotwendigsten Bedürfnisse der Künstler-ist es ihnen nur gerade recht, dass er am Rande seiner Existenz, einem Schwachsinnigen gleich, entsprechende Untertanenideologien liefert. (…) Schluss damit! Gemeinsam seien wir als Künstler nicht länger das tote Material, in das die Bourgeoisie ihr ideologisches Tranchiermesser schlägt! (…) Wir sind nicht länger die Vollidioten, Hungerleider, Asoziale, zu denen man uns bewußt gemacht hatte, damit wir dann für eine Scheibe Brot den feisten Kapitalistenschweinen hörig wurden! Wir sind nicht länger diejenigen, die sich mit bloßen Träumen den Hunger stillen, weil die Wirklichkeit sie Verhungern läßt und wir sind nicht länger Hofnarren der Bourgeoisie, die auf deren Fress- und Saufgelagen und derem Amüsement mit ihrer Verstümmelung hausieren gehen! Für eine neue Zukunft! Für den den solidarischer Kampf mit der Arbeiterklasse! Es lebe der internationale Sozialismus!“
Quelle: Ruhrkampf – Gruppe Revolutionärer Künstler / Jürgen Kramer: Nicht vergessen, Künstler! Es gibt nur zwei Arten der Kunst!, Düsseldorf, o. J. (Oktober 1972).

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Handwerker, nach 47 Jahren lohnabhängiger Arbeit nun Rentner. Meine Helden: Buster Keaton, Harpo Marx, Leonard Zelig.

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Mi.Robi.

Oha. Nach dem Nationalsozialismus besser der internationale Sozialismus… 🙉

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Bernd Matzkowski

Angesichts der in dem Text gepflegten Phraseologie schwanke ich, aus heutiger Sicht, zwischen Belustigung und Erschrecken. Erschrecken, weil diese Phraseologie (samt der dahinter aufleuchtenden Ideologie als Basis) Teil eines Abschnitts meines eigenen Lebensweges gewesen ist, Belustigung, weil die ganze Hohlheit der Phrasen letztlich lächerlich ist – aber gefährlich lächerlich, weil mit Ausgrenzung, Verunglimpfung und Verachtung anderer verbunden.
Schon allein die Losung von den zwei Arten der Kunst, die es gibt, nämlich die, die dem „Volke“ dient, und die, die der „herrschenden Klasse“ dient, lässt einen gruseln, weil dahinter auch immer (bei häufiger Geschmacklosigkeit der „politisch korrekten“ künstlerischen Produktiont) aufleuchtet, dass es Leute gibt, die sich anmaßen zu entscheiden, welche Kunst dem Volke dient (ganz abgesehen davon, ob Kunst überhaupt irgendjemandem oder für etwas dienen sollte). Da rollen dann gerne auch Köpfe – sprichwörtlich und tatsächlich!
Aber J. Kramer, der für dieses Pamphlet (mit-) verantwortlich ist, hat sich, meiner Kenntnis nach, aus diesem intellektuellen Gefängnis gelöst – und das gereicht ihm zur Ehre!

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