Berlin
Einstimmig beschloss der Ethikrat des Bundestagspräsidiums den verstorbenen Bundespräsidenten Heinrich Lübke posthum zum Rassisten zu erklären. Zwar wurde ihm die Begrüßungsfloskel: „Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Neger!“ nur angedichtet, gleichwohl kann niemand nachträglich mit Gewissheit ausschließen, dass diese Floskel nicht doch eine obskure und latent vorhandene Haltung und Gesinnung des Sauerländers auf den Punkt gebracht hat.
Als gesichert gilt seine Empfehlung an die Madegassen: „Die Leute müssen ja auch mal lernen, dass sie sauber werden “ sowie der fröhliche Wunsch an mauretanische Abgeordnete: „Ich wünsche Ihnen eine gute Entwicklung da unten.“
Die Entscheidung des Ethikrates, paternalistische Äußerungen in den Rang des Rassismus höher zu stufen, wurde wohlwollend bis begeistert aufgenommen von zahlreichen zivilgesellschaftlichen Gruppierungen aus dem Bereich des Me Too Movements, des Genderismus sowie der Politischen Korrektheit.
Der Eine Welt Aktivist F. Lasalle dazu: „gut dass nun niemand mehr durch wegsterben seinen hässlichen Rassismus hinter der Maske des Biedermannes und Wohltäters und Menschenfreundes verstecken kann. Wir kriegen euch alle!“
Tatsächlich: „die koloniale Vorstellungswelt wirkt bis heute in unserem Alltag, unseren Institutionen und in unserer Sprache. Wussten Sie etwa, dass „Kulturkreis“ und „Assimilation“ beides Begriffe aus der Kolonialzeit sind?“
„Oder wollen wir lieber eine Dominanzkultur betonieren, die im Namen der abendländischen Meinungsäußerungs- und Humorfreiheit schließlich nur tradierte Privilegien, Ausgrenzung und Ungleichheitsstrukturen verteidigt?“
https://www.zeit.de/2016/29/rassismus-sprache-schweiz-mohrenkopf/komplettansicht
Das korrekte Sprechen, die Korrektur von Mythen, Sagen, Märchen, die Bilderstürmerei von Gebäuden, Denkmälern, Erinnerungsorten, Museen ist letztlich Ausdruck davon, dass Fragen der sozialen Gerechtigkeit nicht mehr gestellt werden, dass Ungleichheit (Ungerechtigkeit) nur einen Grund hat, nämlich die Diskriminierung. Folglich kommen alle Schattierungen von „Kulturlinken“ groß raus und stellen statt Systemfragen Gender- und Sternchen- und Binnnen I Fragen und lassen die Köpfe rauchen, wieviele Klos für wieviele Geschlechter die Republik braucht.
Und entdecken in allen Ecken weiße rassistische alte Männer, die dann aber ordentlich Kloppe und Verachtung zu spüren bekommen.
Wer nicht begreifen kann oder will, dass ich sehr wohl gleichzeitig einen Sarottimohr als ästhetische Kategorie wahrnehme, die Ikonographie der Waren- und Werbebotschaft bewusst aufnehme, hinterfrage, das einbetten kann in die Entstehungsgeschichte des Kapitalismus/Kolonialismus und auch noch darüber hinaus differenzieren kann zwischen verschiedensten Ismen der letzten Hundert Jahre, ja, der kann ja gar nicht anders, als sich von Rassisten und Rassismen umgeben zu sehen.
Weshalb er (sie/es) die Sprache neu regeln möchte, die Fassaden (konkret und im übertragenen Sinn) neu modellieren muss und die Wirklichkeit rückwirkend ändern möchte. Was dem einen sein wegretouchierter Trotzki auf Bildern und aus Büchern ist, ist dem anderen sein abhängen von Mohrenapothekenschildern und umschreiben von Kinderbüchern.
Das ist nichts als eine Infantilisierung der Gesellschaft, man mag die Zumutung nicht mehr aushalten, etwas in (historische) Gesamtzusammenhänge stellen zu müssen.
Ausgangspunkt der zum Teil nicht ganz verkehrten Gedanken ist allerdings eine pauschale Unterstellung, die impliziert: alle außer mir sind zu blöd, die Welt zu verstehen oder richtig zu interpretieren.
Viel Spaß noch mit dieser Selbstgefälligkeit .
@MaLi Danke.
Mir erschließt sich zwar nicht, welche meiner Gedanken deiner Meinung nach „nicht ganz verkehrt sind,“ ich kann aber deine Schlussfolgerungstheorie nachempfinden: „Alle Menschen sind Bayern“, „Sokrates ist ein Mensch“ „Sokrates ist Bayer“
Vielleicht mal gelegentlich in Ruhe. Gerade keine Muße für detaillierte Analyse und Erläuterungen.
Wichtig ist, dass du Selbstgefallen gefunden hast. Alles darüber hinaus wird uns noch viele Jahre immer und immer und immer beschäftigen. Es besteht also kein Grund, eilig Muße zu finden.
Das würde wohl sogar George Orwell noch sprachlos machen: Schüler in San Francisco wollen ein Gemälde übermalt wissen, weil sie durch die Abbildung von Sklaven und getöteten Indianern traumatisiert würden. Das ist doch mal ein Vorbild für alle Vergangenheitsbewältiger, Geschichtsklitterer, Historiker etc. – was lehrt uns das? Nicht nur Blumengedichte (Gromringer lässt grüßen) können traumatisieren, auch die eigene Geschichte kann unverträglich sein.