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Wer wird nicht einen Klopstock loben? Doch wird ihn jeder lesen? Nein. Wir wollen weniger erhoben und fleißiger gelesen sein. (G.E. Lessing, 1729-1781)

Anmerkungen zu:

WHITE RABBIT  oder Der Abschied vom gesunden Menschenverstand (von Matthias Matussek)

Auf die Frage, welche drei Bücher ich auf die berühmte „einsame Insel“(welche ist das überhaupt?) mitnehmen würde, hatte ich bisher eine einfache Antwort: Die Bibel (AT und NT), Döblins „Berlin Alexanderplatz“ und Marxens „Das Kapital“ (Band 1). Ich würde allerdings jetzt versuchen, Matthias Matusseks „White Rabbit“ zusätzlich auf die Insel zu schmuggeln, vielleicht zwischen der „Bibel“ und dem „Kapital“ versteckt.

Warum?

Etwas pathetisch: Mich hat schon seit geraumer Zeit kein Sachbuch(der Begriff wird dem Werk wegen seines starken autobiographischen Einschlags nicht ganz gerecht) so in seinen Bann geschlagen wie der „neue Matussek“. In vielen biographischen Teilaspekten, z.B.  Verirrung zum Maoismus incl. gelungener Loslösung, Wohngemeinschaftsexperimente, Querköpfigkeit mit Einschlag zum Anarchistischen, finde ich mich wieder, nur Matusseks ausgesprochene Liebe zum orthodoxen Katholizismus ist mir recht fremd – trotz eines Sohnes, der Messdiener ist.

Entscheidender als diese biographischen Tupfer ist aber Matusseks Blick auf unsere jüngste Vergangenheit, besonders die Zeit der  „Willkommenskultur“, und die Auswirkungen dieser Phase auf die Gegenwart.

Ich teile Matusseks kritischen Blick auf die gesamte „Flüchtlingsthematik“ schon allein wegen der im öffentlichen Gebrauch  undifferenzierten Begrifflichkeit, unter der Menschen zusammengefasst werden, die Asyl suchen, die Arbeitsmigranten sind, die Kriegsflüchtlinge sind und die auf der Suche nach einem besseren Leben in unsere Gesellschaft und unser Sozialsystem einwandern.

Ich teile den kritischen Blick des Autors auf die Politik der herrschenden Eliten im abgehobenen Berliner Politikbetrieb, die ,unterstützt durch willfährige Journalisten in Printmedien und im durch eine Zwangsabgabe finanzierten  „öffentlich-rechtlichen Rundfunk“, alle diejenigen als „Rechte“ oder „Nazis“ , als „Islamophobe“ oder „Rassisten“ abstempeln, die den Windungen und Wendungen des Politikbetriebs ablehnend gegenüberstehen, weil die tatsächlichen Probleme,  besonders die im Kontext des Zuzugs von Millionen  Menschen muslimischen Glaubens und Zuwandereren aus archaischen Gesellschaften und Kulturen, mehr geleugnet und verharmlost als diagnostiziert und eher verschlimmbessert als gelöst werden. Gegen den gesunden Menschenverstand eben, wie es im Buchtitel heißt!

Matussek bettet seine Anmerkungen zur Zeit ein in sein Leben als Journalist (SPIEGEL, Springer Verlag) bis zu seinem Rauswurf bei Springer, in die Auseinandersetzungen über von ihm verfasste Beiträge, in Anmerkungen über vermeintliche Freunde und tatsächliche Feinde im Pressebetrieb, in die Darstellung der Eitelkeiten (auch der eigenen) der Journalistenelite, in die Schilderung absurder Reiseerlebnisse und immer wieder auch in Anmerkungen zu G.K. Chesterton, den er als Schriftsteller und Essayisten vorstellt, dessen Bedeutung weit über die „Pater-Brown-Geschichten“ hinausgeht. Die Anmerkungen zu Chesterton  und Passagen zu den Themen Glauben, Katholizismus und Wertesystem ziehen sich wie ein roter Faden durch das Buch.

Matusseks Sprache ist farbig und anschaulich, kenntnisreich und pointiert,  gehoben – aber nicht abgehoben, häufig mit ironischem und spöttischem Unterton, durchaus aber auch mit gelegentlicher drastischer Wortwahl – was dem Buch gut tut, weil es an diesen Stellen passend ist und authentisch wirkt. Matussek lässt den Leser teilhaben an seinem reichen journalistischen Erfahrungsschatz, aber auch an seiner Gefühlswelt, seinen Enttäuschungen und auch an gelegentlichem Scheitern. Kurz: Er langweilt den Leser nicht!

Fast schon wie ein Schlaglicht auf die  jüngsten Phase unseres politischen Alltags  ist die Darstellung Matusseks über die  Veröffentlichung seines Buches. Matussek, immerhin einer der bekanntesten Journalisten der Republik und Bestsellerautor, hatte zunächst nur Ablehnungen von Verlagen bekommen, auch von solchen, die Werke von ihm bereits publiziert hatten. Fadenscheinig, aber gerade deshalb leicht zu durchschauen – die Ablehnungsgründe. Matusseks Positionen liegen eben quer zum gegenwärtigen „mainstream“, riechen nach AfD, Pegida, nach Islamkritik, nach „Merkel-muss-weg-Demos“ (auf einer davon  ist Matussek als Redner aufgetreten, er ist auch einer der Erstunterzeichner der „Erklärung 2018“) – da will  der eine oder andere Verlag nicht in Gefahr geraten „mitzuriechen“, vielleicht aus Angst davor, dass die Gesinnungspolizei der „Antifa“ die Verlagsfassade dann mit einschlägigen  Parolen beschmiert.

Es bleibt – nach diesem Lob – zu hoffen, dass Matusseks Buch, ganz im Sinne Lessings, nun auch „fleißig“ gelesen wird!

Matthias Matussek, WHITE RABBIT oder Der Abschied vom gesunden Menschenverstand, 318 Seiten

FBV (FinanzBuch Verlag), Edition Tichys Einblick ; 25, 59 (incl. Versand und Mehrwertsteuer)

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Von Bernd Matzkowski

geb. 1952, lebt in GE, nach seiner Pensionierung weiter in anderen Bereichen als Lehrer aktiv

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