So gut und belebend die Gruppe wirkte, so wurde uns doch relativ schnell klar, dass sie sich im Sinne organisierter Kommunikation wesentlich verbreitern musste, um die Ziele, die wir uns gesetzt hatten, erreichen zu können.
Obwohl alle ihre Verbindungen mit einbrachten, war es doch neben Egbert Reinhard v. a. Heinz Meya mit Assistenz von Kurt Bartlewski, der die vielfältigen Kontakte in die Partei hinein knüpfte und sie zu bündeln begann.
Das hatte zwei Folgen: Einmal schälte sich immer stärker Heinz Meya als der für die Gesamtpartei und für die Öffentlichkeit erkennbare „Oppositionsführer“ heraus. Zum anderen entstand ein neuer Kreis, genannt der Uhlenkrug-Kreis, weil er sich in regelmäßigen Abständen am Sonntagvormittag in der Buerschen Gaststätte „Uhlenkrug“ traf.
Der Uhlenkrug-Kreis war so etwas wie ein informeller Ersatz-Parteitag der Veränderungswilligen. So war er auch aufgebaut, bestand er doch aus „Delegierten“ aus den diversen Ortsvereinen und Gruppen, die sich uns verbunden fühlten. Im Uhlenkrug-Kreis wurde nicht nur diskutiert, sondern auch inhaltlich und personell entschieden. Hier wurde für die Parteitage und Wahlkreiskonferenzen die Marschrichtung festgelegt. Diese war verbindlich und wurde dann auch von den zu uns zählenden Delegierten in den Gremien befolgt. Damit erhöhte sich unser politisches Gewicht enorm. Es war klar, dass unsere Aktivitäten nicht geheim blieben, und so erfolgte prompt die Gegenreaktion in Form verstärkter Aktivitäten der „Düppeler Schanzen“. Witzig war auch, dass beide Seiten öfter „Spione“ ausschickten, die beobachteten, wer zu den Treffen der jeweiligen Gruppe ging.
Auf diese Weise konnte man schnell feststellen, wer sich zu welcher Seite zählte und wer eventuell falsch spielte. Aus diesen Kreisbildungen ergab sich nun eine regelrechte Fraktionierung in der Gelsenkirchener SPD, die jenseits der eigentlich vorgegebenen Willensbildungs- und Entscheidungswege die Politik bestimmte. Dazu muss gesagt werden, dass informelle Gruppenbildungen in Parteien bzw. in Organisationen (ja überhaupt in jeder menschlichen Gruppe) etwas ganz Normales sind. Im realen Prozess bilden sich immer besondere Interessenslagen, aber auch Sympathien und Antipathien heraus, die sich neben den offiziell vereinbarten Verkehrsformen ihre eigene Kommunikation suchen. Das ist, wie gesagt, normal und unproblematisch. Problematisch wird es v. a. für eine politische Partei dann, wenn sich diese Gruppen zu Fraktionen verfestigen, die die Schlagkraft und das notwendige geschlossene Erscheinungsbild der Partei nach außen hin wesentlich beeinträchtigen oder sogar zunichte machen.
Um die Geschlossenheit wiederherzustellen, ist es mit Einheitsappellen und Harmoniebeschwörungen aber nicht getan, sondern es gibt in dieser Situation nur drei Möglichkeiten:
► Entweder wird der Konflikt, der der Fraktionierung zugrunde liegt, politisch dadurch gelöst, dass sich die Fraktionen auf einen Konsens einigen.
► Die zweite Möglichkeit ist, dass sich eine der Fraktionen machtpolitisch durchsetzt.
► Die dritte und schlechteste Möglichkeit ist, wenn die Fraktionierung zur unversöhnlichen Dauereinrichtung wird. Das wird die Handlungsfähigkeit der Gesamtpartei auf längere Sicht gesehen gravierend beschädigen mit der Konsequenz eines nachhaltigen Bedeutungsverlustes. Deshalb war uns auch in dieser Zeit schon klar, dass das Auseinanderfallen der GE-SPD in zwei Fraktionen nur vorübergehend akzeptabel war. Wollten wir eine inhaltliche und personelle Neuaufstellung der Partei erreichen, musste zwar eine derartige Übergangssituation in Kauf genommen werden, eine Dauererscheinung aber durfte dieser Zustand auf keinen Fall werden. Also musste der Konflikt politisch gelöst werden, wobei wir uns von den o. g. drei Möglichkeiten für die zweite entschieden.
von Hans Frey
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