Wie schon bemerkt, war ich zwei Jahre lang Mitglied des Bundesausschusses der Jungsozialisten, der so etwas wie ein Sammelbecken aus politischer Schlangengrube und Lichtgestalten war.
Er hatte neben dem Bundesvorstand den Status eines Leitungsgremiums der Bundes-Jusos. Das hieß u. a., dass sich in seinen Tagungen sozusagen en miniature die Konflikte widerspiegelten, die auch die Bundeskongresse beherrschten. In der Retrospektive ist für mich aber viel bedeutender, dass ich durch den Bundesausschuss viele interessante Menschen kennen gelernt habe, die später hier und da eine wichtige bis sehr wichtige politische Rolle spielen sollten.
Kennen gelernt habe ich z. B. den später glücklosen Rudolf Scharping, damals Juso-Vorsitzender von Rheinland-Pfalz, Wolfgang Roth, heute Vizepräsident der Europäischen Investitionsbank, den klugen Johano Strasser und den „ethischen“ Sozialisten Norbert Gansel. Dann Hans Eichel, der Oberbürgermeister von Kassel werden sollte und Jahre später für einige Zeit Bundesfinanzminister war, und Heidi Wieczorek-Zeul, die noch immer Bundesministerin ist.
„Die rote Heidi“, die ich sehr mag, war Nachfolgerin von Wolfgang Roth im Bundesvorsitz. Mit ihr hatte ich im Gegensatz zu den meisten anderen auch nach der Juso-Zeit manchmal, wenn auch selten gemeinsame politische Auftritte. Weiter gehörten dazu:
Der mittlerweile zum innerparteilichen Daueropponenten gewordene Ottmar Schreiner, dann Klaus-Uwe Benneter (siehe nächstes Kapitel), Dietmar Thieser, Wilhelm Vollmann, zu der Zeit Juso-Landesvorsitzender von NRW, (dem man später – siehe Band 2 – sehr, sehr böse mitspielen sollte), Manfred Dammeyer und viele, viele mehr.
Nur Oskar Lafontaine war nicht dabei, da er sich auf dieser Ebene der Jusos nicht engagierte. Ihm sollte ich erst viel später begegnen.